Es hat beinahe Tradition, sich in regelmäßigen Abständen über die jüngere Generation gesellschaftlich zu echauffieren. So wird auch aktuell wieder eine Debatte über die viel zitierte Gen Z geführt. Von unrealistischen Ansprüchen über Faulheit bis hin zu fehlender Belastbarkeit reichen die formulierten Kritikpunkte. Handelt es sich hier um eine berechtigte Kritik oder könnte man mit Blick auf die aktuelle weltpolitische Lage nicht doch ein gewisses Maß an Verständnis aufbringen?
Schaut man sich beispielsweise die Entwicklung der Reallöhne in Deutschland der letzten Jahrzehnte an, fällt schnell auf, dass wir einen kritischen Punkt erreicht haben. Begünstigt durch Finanz- und Energiekrisen, Kriege und Pandemie stiegen die Verbraucherpreise deutlich stärker an als die Reallöhne. Eine Konsequenz daraus: heute ist es viel seltener möglich, Wohneigentum zu finanzieren oder sich finanziell abzusichern. Gleichzeitig wird ein unvermindert hoher Wille zur Leistungsbereitschaft gefordert. Ist es nicht nachvollziehbar, wenn sich junge Menschen da fragen: Wofür eigentlich?!
Die Gen Z wächst in einer Welt auf, die zunehmend von unsicheren Verhältnissen geprägt ist. Früheren Generationen war es eher möglich einen gefestigten Glauben an stetig besser werdende Verhältnisse und nicht endenden Wachstum zu entwickeln. Es sind aber nicht nur die vielen globalen Krisen, die ihre Wirkung entfalten. Der technologische Fortschritt der letzten zwei Jahrzehnte war so rasant, dass er sich zwangsläufig auf die Entwicklung, die Verhaltensweisen und die normativen Rahmenbedingungen unserer Gesellschaft und ganz besonders der jungen Menschen ausgewirkt hat. Es braucht schon eine gewisse Zeit, um derart tiefgreifende Transformationen in eine sinnvolle Balance zu bringen.
Sehr grob gesagt scheinen sich zwei Trends bei der Gen Z abzuzeichnen, die man als widersprüchlich wahrnehmen könnte. Ein großer Teil wünscht sich Freiheit, Flexibilität und Sinnhaftigkeit in ihrem Arbeitsleben. Auf der anderen Seite stehen die jungen Menschen, denen vor allen Dingen Sicherheit und ein gutes Einkommen wichtig sind. Beides erscheint im Kontext der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt nur logisch zu sein. Zudem schlägt der eher konservativ geprägte Wunsch nach Sicherheit und gutem Einkommen eine Brücke zu den älteren Generationen. Doch nicht nur in dem Bereich gibt es Übereinstimmungen. Viele der Veränderungen in unserer modernen Arbeitskultur (flexiblere Arbeitszeiten, remote work, 4-Tage-Woche) werden über alle Altersstufen und Generationen hinweg als positiv betrachtet und angenommen. Insofern ist der Graben zur Gen Z vielleicht nicht so tief wie allgemein behauptet wird.
Hilfreich für ein besseres gegenseitiges Verständnis und um gemeinsam Lösungen für wichtige Probleme zu finden sind ein hohes Maß an Offenheit und Empathie. Sich auf Gemeinsamkeiten zu besinnen ist in jedem Fall produktiver als ausschließlich die unterschiedlichen Ansichtsweisen zu betonen. Das gilt für beide Seiten gleichermaßen. Es ist sinnvoll, einen Raum für Dialog und Austausch zu schaffen, in dem die Möglichkeit besteht, zu gemeinsamen Kompromissen zu gelangen.
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