KI zwischen Hype und Risiko

Was Spotify und HR gemeinsam haben

Es gibt Tumult in der Musikbranche. Eine unbekannte Band erreicht in kürzester Zeit beachtliche Streams und Follower auf Spotify. Der Clou: Die gesamte Band, ihre Musik, die Bilder und das Artwork sind von KI generiert. Ihr Name: The Velvet Sundown.

Das sorgt für Diskussionen und zieht den Unmut vieler echter Künstler auf sich. Auch deshalb, weil Spotify in der Vergangenheit strikt gegen KI-generierte Musik vorging. Nun aber scheint die Plattform die Band sogar zu pushen, etwa durch Platzierungen in eigenen Playlists.

The Velvet Sundown: Wer hätte geglaubt, dass es sich hier um ein KI-generiertes Artwork handelt?

Nun soll es hier nicht um das Geschäftsgebaren von Spotify, den Einfluss der Plattform auf die Entwertung von Musik oder den ethischen Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Erstellung künstlerischer Werke gehen. Die eigentliche Kernfrage lautet: Wie kann KI sinnvoll und nachhaltig eingesetzt werden – und wo müssen wir Grenzen ziehen?

KI im HR: Von Pannen bis Diskriminierung

Was in der Musikbranche für Kopfschütteln sorgt, ist im HR-Bereich nicht weniger brisant. Auch hier experimentieren Unternehmen mit KI – mit teils unerwarteten Folgen. Eine junge Frau bewirbt sich bei einem Fitness-Unternehmen, das KI für den Bewerbungsprozess einsetzt. Im Bewerbungsgespräch kommt es zu einem technischen Fehler, bei dem die KI ins Stocken gerät und dabei immer wieder die Worte „vertical bar Pilates“ wiederholt. Ein unangenehmes Erlebnis für die Bewerberin, die in der Folge von einem Job bei dem Unternehmen absieht. Schwerwiegender könnte aber sein, dass sie einen Clip aus dem verflixten Bewerbungsgespräch teilt, der in den sozialen Medien viral geht. Eine denkbar schlechte PR für das Unternehmen, das sich natürlich fragen lassen muss, welchen Stellenwert die eigenen Mitarbeiter genießen.  
@its_ken04 It was genuinely so creepy and weird. Please stop trying to be lazy and have AI try to do YOUR JOB!!! It gave me the creeps so bad #fyp ♬ original sound – Its Ken 🤍

KI-Bewerbungen: Flut an Fakes & Zeitverlust

Auf der anderen Seite kämpfen Unternehmen mit Bewerbungen, die mithilfe von KI-Tools massenhaft erstellt werden. Ein Problem dabei: Solche Bewerbungen enthalten vermehrt Falschinformationen, die überprüft werden müssen. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Auch die reine Anzahl an Bewerbungen steigt in vielen Fällen, begünstigt durch KI-Tools, die ein massenhaftes Versenden ermöglichen. Damit steigt auch die Anzahl der unqualifizierten Bewerber, was wiederum zu einem erhöhten Zeitaufwand führt.

Diskriminierung durch Algorithmen

Immer wieder wird KI in Bewerbungsprozessen auch für diskriminierendes Verhalten kritisiert. Gegen das Softwareunternehmen Workday läuft derzeit eine Sammelklage. Im Raum steht der Vorwurf, dass die KI-gestützte Software des Unternehmens systematisch Bewerber über 40 Jahre benachteiligt haben soll. Ein Urteil steht noch aus – aber die zugelassene Klage zeigt: Das Thema ist hochbrisant.

Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz wird weiter zunehmen. Gerade deshalb müssen wir uns jetzt kritisch mit ihrem Einsatz auseinandersetzen. Denn wie KI eingesetzt und bewertet wird, liegt (noch) in unserer Hand. Besonders in sensiblen Bereichen wie HR, Personalmarketing und Recruiting darf KI nie in blindem Vertrauen entscheiden. Deshalb braucht es Transparenz, menschliche Kontrolle bei kritischen Schritten und klare Leitlinien für diskriminierungsfreie Prozesse.

KI ist kein Allheilmittel. Sie ist ein Werkzeug – und wie wir es nutzen, entscheidet über Chancen oder Risiken.